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Passionswege

Ausstellung

Bartosz Mucha (PL) bei Haushaltswaren Siegfried Reiter

6.10.2008, 17 Uhr

Das Haushaltswarengeschäft Reiter hat im Karmelitergrätzel zu Recht den Ruf, so ziemlich jeden Haushaltsgegenstand zu führen, den man auch nur brauchen kann. Das geht von grundlegenden Kochutensilien wie Kochtopf und Nudelsieb über Tupperware und Tischdeckenbeschwerer bis hin zum eher ausgefallenen Zuckerbäckerbedarf. Der polnische Designer Bartosz Mucha setzt der Fülle des Geschäftssortiments, dem Überfluss, sein „poor design“ entgegen. So lautet nämlich nicht nur der Name des Labels des jungen Designers aus Krakau, sondern auch das Programm: Ein Aktenkoffer, den man zu einer Liege auseinanderklappt (um darauf irgendwo acht Stunden zu schlafen?), eine Oberarm-Binde aus Filz, die als stets präsentes Kopfkissen dient, die Fahrradklingel am Armband, mit der man in der Menschenmenge auf sich aufmerksam machen kann. Im Gegensatz zur viel besungenen „Schlichtheit“, die in der Designwelt zur wichtigen ästhetischen Kategorie geworden ist, arbeitet Mucha mit dem Begriff einer Schlichtheit, die auf das Nomadische und nicht zuletzt auch beinhart auf Mittellosigkeit verweist. Dadurch sind seine Einfachstlösungen oftmals sozialer Kommentar genauso wie Befreiungsbotschaft. Für seine Präsentation bei Haushaltswaren Reiter hat Mucha, ausgehend von der einfachen Wäscheklammer aus Holz, nicht nur eine Stehlampe zum Selbstbauen entworfen, sondern auch ein Set bestehend aus USB-Stick, Schreibutensil, Kruzifix, Kleiderhaken, Messer und Gabel. Ein Survival-Kit für den urbanen Nomaden.