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Passionswege

Ausstellung

Marei Wollersberger (A) bei der Wiener Porzellanmanufaktur Augarten

6.10.2009, 18 Uhr

Die Wiener Porzellanmanufaktur Augarten ist nach fast 300-jähriger Geschichte einer der ältesten noch bestehenden Erzeugerbetriebe Wiens, der bis heute handwerklich prozuziert. Die aus Graz stammende und in Barcelona arbeitende Designerin Marei Wollersberger widmet sich in ihrem Passionswege-Projekt mit Augarten aber weder dem schönen Porzellanobjekt noch dessen traditioneller Herstellung. Stattdessen reformuliert sie das Konzept der Manufaktur in einer Art Zukunftsvision als individuelle, ja sogar „therapeutische“ Dienstleistung. In dieser Vision liegt die Zukunft in der Einzelanfertigung, die nicht nur ästhetisch und funktional sein soll, sondern auch soziale und psychologische Bedürfnisse beachtet (dem entsprechend müsste Augarten natürlich auch PsychologInnen und SoziologInnen beschäftigen). Am Beispiel des Kaffeehausgeschirrs spielt Wollersberger Varianten für Menschen mit unterschiedlichen Prädispositionen durch und präsentiert per „rapid prototyping“ etwa mögliche Kaffeetassen für Misantropen (Menschenhasser) oder auch solche für Personen mit Anthropophobie (Menschenscheue), außerdem wird es ein „autobiografisches Service für Schüchterne“ geben (es liefert Gesprächsanreize). Beispielhaft wird die individualisierte, manufakturelle Produktion in einer Weise vergegenwärtigt, die natürlich gut zur Stadt der Psychoanalyse wie der Kaffeehauskultur passt und die auch nicht einer gewissen Komik entbehrt.