FOKUS: AGEING

Nika Gabiskiria

„Design hat eine komplexe Beziehung zum Alter. Designer*innen entwerfen Objekte, die nicht nur selbst von der Zeit gezeichnet werden, sondern deren Abnutzung auch viel über uns selbst verrät.“
– Sandra Nuut, Gastkuratorin


FOKUS: AGEING

Alles vergeht mit der Zeit. Alterung, Verwitterung und Zerfall sind unvermeidliche Prozesse, die sich auf Menschen, Objekte, Umgebung und Ideen auswirken. Im Design ist die Beziehung zum Altern vielschichtig. Das Alter zeichnet Linien in unsere Gesichter und Hände, während Objekte Schichten, Tiefe und Patina entwickeln, Risse bekommen und zu Zeugen des Laufs der Zeit und des natürlichen Verfalls werden. Jeder Alterungsprozess erinnert uns daran, dass alles vergänglich ist. Die diesjährige Ausgabe von FOKUS befasst sich mit der Beziehung zwischen Design und Alterung, beleuchtet ihre Komplexität und zeigt Objekte, die uns an diese menschliche Grundbedingung erinnern und darin begleiten. 

Massenproduzierte Designobjekte zeichnen sich oft durch ihre makellosen, glatten, neu aussehenden Oberflächen aus. Diese Vorliebe führt dazu, dass wir den natürlichen Lebenszyklus von Objekten aus den Augen verlieren, wie sie sich mit der Zeit verändern, Abnutzungserscheinungen zeigen oder funktionsuntüchtig werden. Beschädigte oder abgenutzte Stücke werden weggeworfen, beiseite gelegt und ersetzt, was die seit Jahrzehnten vorherrschende Wegwerfkultur fortsetzt, die zu Abfall und Materialknappheit beiträgt.

Sione Raaijmakers hat auf der Plattform Design by Women argumentiert, dass die Designbranche altersdiskriminierend ist und ständig nach neuen Gesichtern und Ideen sucht, während sie erfahrene Designer*innen vergisst. Ältere Frauen werden oft ignoriert, während das Alter eines Mannes als ein Zeichen von Erfahrung und Weisheit angesehen wird. Wie können wir angesichts dessen an integrativeren Praktiken arbeiten? Gerade heute, wo Gesellschaften, insbesondere in Europa, mit einer alternden Bevölkerung konfrontiert sind, scheint es unerlässlich, alle Altersgruppen einzubeziehen. 

Das Älterwerden birgt eine tiefe Schönheit in sich. Die Wabi-Sabi-Ästhetik zum Beispiel begrüßt Vergänglichkeit und Unvollkommenheit und schätzt den natürlichen Alterungsprozess von Objekten. Designer*innen haben die Möglichkeit, Werke zu schaffen, die nicht nur Bestand haben, sondern auch anmutig reifen. Designansätze zu Wartung und Reparatur tragen ebenfalls zur Lebensdauer von Gegenständen bei. 

Manche Entwürfe enthalten von Anfang an absichtlich Verfall, Rost oder andere Abnutzungserscheinungen. Sie bedienen sich organischer Formen und berücksichtigen den Lauf der Zeit. Als komplexe Wesen können unsere Entwürfe die vielschichtigen Beziehungen unserer inneren und äußeren Bedingungen widerspiegeln.


Gastkuratorin: Sandra Nuut
Kosten pro angenommenem Stück: € 300,- (ohne Transport)
Anmeldeschluss: 31.5.2025
Auswahl der Jury: Ende Juni 2025
Festivaldauer: 26.9.-5.10.2025 (Preview und Eröffnung: 25.9.2025)


BEWERBUNG

Über diesen Link einreichen: https://forms.gle/xYAycm8GqJb21LH19 

  • Bilder
  • Abmessungen des Objekts
  • einen kurzen Text über das Konzept Ihrer Arbeit und ihre Relevanz für das Thema
  • einen kurzen Lebenslauf

Bei Fragen wenden Sie sich bitte an: fokus@viennadesignweek.at


ÜBER FOKUS

Design ist die Konzeption von Objekten, die in industriellen Serien hergestellt werden. Aber das ist nicht immer der Fall! Viele Designerinnen und Designer streben in ihrer Arbeit nicht unbedingt eine Skalierung ihrer Ideen an, sondern widmen sich dem Ausdruck eines individuellen Objekts. Mit den Mitteln des Designs - aber auch des Handwerks und der Kunst - suchen sie nach dem Außergewöhnlichen und dem Poetischen, nach Eindrücken die jenseits von üblichen Produktzyklen liegen. Um dieser Konzentration auf herausragende Objekte ein Spielfeld zu bieten, lanciert die VIENNA DESIGN WEEK das Gruppenausstellungsformat FOKUS. Aus internationalen genauso wie lokalen Einreichungen zu einem jährlich wechselnden Thema wählt ein*e Gastkurator*in Beiträge, die dann gemeinsam in der Festivalzentrale präsentiert werden. Ein wichtiges Element dabei ist eine eigens beauftragte räumliche Inszenierung der Ausstellungsobjekte, die sie zusammenfasst und wirken lässt.

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