"...bitt' schön, die Herren!"
"...bitt' schön, die Herren!", Zajc/Zündel

Design Encounters – Begegnungen mit Design

Demnächst halten sie wieder Einzug, die Sessel verschiedenster Dekaden, die dieses Jahr in leuchtend gelber Festivalfarbe die Orte des Geschehens kennzeichnen. Rudolf Zündel und Wolfgang Zajc haben wie bereits in den letzten Jahren auch nicht nur dieses Leitsystem fotografisch in Szene gesetzt, in diesem Jahr erzählen sie noch viel mehr Geschichten damit – von den verschiedenen Gesichtern des Design. Ein Festival ist eine freudige Angelegenheit, Design will gefeiert werden und diejenigen, die ständig damit beschäftigt sind, wollen auch mal wieder vor die Türe kommen und mitfeiern. Auf Inhalte und Diskurs braucht man deshalb aber keineswegs zu verzichten. Die Vielfalt dessen, was diese Disziplin leisten kann, versucht die VIENNA DESIGN WEEK nun bereits zum vierten Mal abzubilden – in einer Form, die Vielen zugänglich ist und die breite Auffassung dessen, was Design ist, ein wenig anreichert.

Stichwort Partizipation

Social Design haben etwa im Vorjahr die Designerinnen von DANKLHAMPEL und Julia Landsiedel mit ihren Design-Audienzen im Seniorenwohnheim Haus Wieden in unvergleichlich mitreißender Form thematisiert. Design kann unser Leben einfacher und besser machen, nur bei der Definition des „wir“ gibt es manchmal einen Tunnelblick, der einen Menge Menschen ausblendet. Mit Orten, an denen verschiedenste Menschen zusammentreffen, beschäftigen sich in diesem Jahr bei der VIENNA DESIGN WEEK zum Beispiel das Künstlerkollektiv „esterni“ aus Italien, das wiederholt mit Aktionen, die zur Partizipation einladen, auf sich aufmerksam gemacht hat. Das Tempo der technologischen Entwicklungen führt dazu, dass in unserer westlichen Welt nun beinahe Jeder ein Mobiltelefon besitzt. Vom Volksschulkind bis zum hochbetagten Senior Citizen. Aber die Anforderungen, Wünsche und Bedienmöglichkeiten sind unterschiedlich und darauf reagiert Design. „Besondere Bedürfnisse“ ist auch das Schlagwort, wenn es um Menschen geht, die in ihrer körperlichen Mobilität eingeschränkt sind. Diese Einschränkung haben die frühen Generationen voll Rollstühlen ihren BenutzerInnen schmerzlich bewusst gemacht: schwer und schwerfällig zu bedienen, ohnehin schon ständig gegen Barrieren verschiedenster Art kämpfende auch noch mit dem Fortbewegungsmittel zusätzlich in die Schranken gewiesen und keinen Unterschied gemacht, ob hier ein junger, kräftiger und sportlicher Mensch im Rollstuhl sitzt, oder jemand, dessen Aktionsradius aus vielerlei Gründen eingeschränkt ist.

Im Dienst der Gesellschaft

Mobilität ist ohnedies das Thema der Stunde. Keine westliche Metropole, die auf sich hält, die nicht gerade die Möglichkeiten der e-mobility durchdenkt. DIE VIENNA DESIGN WEEK hat sich mit City Bike Vienna zusammengetan um mit Wadenkraft und Hirnschmalz das Festival zu bestreiten.

Die Verbesserung von Bedienbarkeit und Sicherheit – und zusätzlich auch der Anmutung – sind wichtige Aspekte, wenn Produktdesign sich über Maschinen im Haushalt oder im industriellen Bereich hermacht. Eine große Säge, ein Schweissgerät oder landwirtschaftliche Maschinen besser, einfacher und sicherer bedienen zu können, macht auch das (Arbeits-) Leben besser, einfacher und sicherer. Ein reges Betätigungsfeld finden hier auch die Universitäten und Ausbildungsstätten, wie man etwa bei der Präsentation des VIENNA DESIGN WEEK Debüts ablesen kann. Hier haben Studierende und young professionals für den James Dyson Award eingereicht, dessen Richtlinien vorsehen, dass es um Projekte gehen soll, die nicht nur innovativ, sondern von Nutzen für die Gesellschaft sein sollen.

Junges Design trifft auf traditionelle Herstellung

Weniger um die Sicherheit in der Bedienung als geht es bei der Gestaltung von Alltagsgegenständen, die etwas über Länder und Sitten erzählen, wie das liebgewonnene Achtelglas. Ein formvollendeter Entwurf aus einer Zeit, als man noch keine Seminare besucht haben musste um Wein trinken zu können. Wenn sich dann ein elegantes Traditionsunternehmen solcher Alltagsklassiker annimmt und sie in bestem Material und mit sensiblen Gestaltungsfeinheiten auflegt, ist das im gelungensten Fall Understatement vom Feinsten. Die Passionswege beschäftigen sich seit nunmehr fünf Jahren mit den Chancen, die in der respektvollen Begegnung tatendurstiger Designschaffender mit besonders fähigen Herstellungsbetrieben liegt. Dieses oft im Verborgenen schlummerende Wissen und in Vergessenheit geratene Handwerkstechniken in Kombination mit den oft zukunftsweisenden Denkansätzen der Designerinnen und Designer öffnen neue Türen für beide Seiten. Das erfolgreichen österreichische Designbüro EOOS hat die Technik des kulturellen Researchs stets in den Entwurfsprozess eingebunden. Das mit dem Büro assoziierte „Institute of Design Research Vienna“ thematisiert heuer – ausgestattet mit einer VIENNA DESIGN WEEK Carte Blanche – verschiedenste Forschungsschwerpunkte und Zugänge zur Geschichte des Design, also zur Geschichte von Alltagsgegenständen. Und wer könnte sich nicht für die Dinge interessieren, die uns täglich umgeben?