Reviews: 2022

SPEZIAL 2022

„Die VIENNA DESIGN WEEK versteht sich – neben ihren vielen anderen Funktionen – als Raum zum Experimentieren, als Rahmen, den man sprengen darf. Insbesondere gilt das für das Format Spezial, in dem es zur liebgewonnenen Gewohnheit geworden ist, dass Ungewöhnliches passiert.“ Entlang dieser programmatischen Leitlinie machte die VIENNA DESIGN WEEK auch 2022 wieder anschaulich, wie Design in vielfältiger Weise speziell sein kann: mit einer Hinterhofkunstschau des Ateliers in der Millergasse, einer Vasenwohngemeinschaft in der Festivalzentrale in der GASSE, einer Konferenz zum Thema des Reparierens von DIE UMWELTBERATUNG an der Universität für angewandte Kunst Wien oder aber mit Jakob Glasners objektgewordenen Hommage an den Salone del Mobile. Speziell – im Sinne von neu – war auch die mehrere Möbeldesigns und Workshops umfassende Gruppenausstellung, die Natalia Gurova im Rahmen der ersten kültüř gemma!-Fellowship organisiert hatte.

Dass auch die Forschungsarbeit des IDRV – Institute of Design Research Vienna einer Spezialstellung würdig ist, sollte bekannt sein – die in der Festivalzentrale im GEWÖLBE präsentierte und um Exponate aus dem Alltag der Wiener*innen erweiterte Schautafel führte es einmal mehr vor Augen, indem sie dem noch immer vorherrschenden linearen Wirtschaften zehn Orientierungshilfen für kreisläufiges Denken gegenüberstellte. Dass nur rund ein Viertel von vorgeblich vollständig recyclebaren Mineralwasserflaschen tatsächlich wiederverwertet werden kann, dass durch das feste Verbauen energiearmer LED-Leuchtmittel auch eine für die Reparatur wichtige Schnittstelle wegfällt, oder dass die Müllverbrennungsanlage in der Spittelau neben neuer Energie auch tonnenweise giftige Schlacke erzeugt, macht deutlich, was es angelehnt an die knallgelben Lettern am Banner des IDRV jetzt braucht: eine Designrevolution!

VIENNA DESIGN WEEK/Kollektiv Fischka/Kramar